ana.words no blog

-- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon words@ana.ch http://ana.ch/words/

Thursday, March 05, 2009

ana.words, ohne ente in der wanne

chrigi aus bern schickte auf tbz' aufruf eine schoene
badewannenszene. danke.

Herren in Badewanne, Loriot.

Man visualisiere: zwei Loriot-Männchen im Anzug in einer
Badewanne sitzend. Die Herren heißen Kloebner und
Müller-Lüdenscheid.


Müller-Lüdenscheid: "Ich möchte nicht unhöflich erscheinen,
aber ich wäre jetzt ganz gerne allein."
Kloebner: "Wer sind Sie denn überhaupt?"
Müller-Lüdenscheid: "Mein Name ist Müller-Lüdenscheid."
Kloebner: "Kloebner, Doktor Kloebner."
Müller-Lüdenscheid: "Angenehm."
Kloebner: "Angenehm."
Müller-Lüdenscheid: "Können Sir mir sagen, warum Sie in
meiner Badewanne sitzen?"
Kloebner: "Ich kam vom Pingpong-Keller und hatte mich in der
Zimmernummer geirrt. Das Hotel ist etwas unübersichtlich."
Müller-Lüdenscheid: "Aber jetzt wissen Sie, dass Sie in
einer Fremdwanne sitzen und baden trotzdem weiter."
Kloebner: "Von Baden kann nicht die Rede sein, es ist ja
kein Wasser in der Wanne."
Müller-Lüdenscheid: "Als ich das Bad betrat, saßen Sie im
warmen Wasser."
Kloebner: "Aber Sie haben es ja wieder abgelassen."
Müller-Lüdenscheid: "Weil Sie es eingelassen haben, Herr
Doktor Kloebner. In meiner Wanne pflege ich das Badewasser
selbst einzulassen."
Kloebner: "Na, dann lassen Sie's doch jetzt ein."
Müller-Lüdenscheid: "Mein Badewasser lasse ich mir ein, wenn
ich es für richtig halte."
Kloebner: "Gewiss, natürlich."
[Verlegenes Pfeifen…]
Kloebner: "Es sitzt sich recht kühl, einfach so in der Wanne."
Müller-Lüdenscheid: "Ich sitze gern mal ohne Wasser in der Wanne."
Kloebner: "Ach."
Müller-Lüdenscheid: "Was heißt 'Ach'?"
Kloebner: "Ach. Sie sagten, dass Sie gerne ohne Wasser in
der Wanne sitzen und ich meinte 'ach'."
Müller-Lüdenscheid: 'Aha.'
Kloebner: "Ich hätte auch 'Aha' sagen können, aber ich
wollte meiner Verwunderung darüber Ausdruck geben, dass Sie
es vorziehen, ohne Wasser in der Wanne zu sitzen."
Müller-Lüdenscheid: "Herr Doktor Kloebner, ich leite eines
der bedeutendsten Unternehmen der Schwerindustrie und bin
Ihnen in meiner Badewanne keine Rechenschaft schuldig."
Kloebner: "Nein, nein."
Müller-Lüdenscheid: "Ich entscheide persönlich, ob ich mit
Wasser bade oder ohne."
Kloebner: "Ja, ja."
Müller-Lüdenscheid: "Im übrigen sagte ich nur…"
Kloebner: "Herr Müller-Lüdenscheidt…"
Müller-Lüdenscheid: "Bitte lassen Sie mich ausreden. Ich
sagte, dass ich, wenn es die Situation erfordert, durchaus
in der Lage wäre, auch mal ein Wannenbad ohne Wasser zu
nehmen."
Kloebner: "Ja, ja."
Müller-Lüdenscheid: "Und die Entscheidung darüber, ob ich
mein Wannenbad mit oder ohne Wasser zu nehmen habe, lasse
ich mir von niemandem aufdrängen."
Kloebner: "Nein, nein."
Müller-Lüdenscheid: "Auch von Ihnen nicht, Herr Doktor Kloebner."
Kloebner: "Herr Müller-Lüdenscheidt, es wäre ja immerhin
denkbar, dass es gewisse Argumente gäbe, die dafür sprächen,
das Wasser jetzt einlaufen zu lassen."
Müller-Lüdenscheid: "Wie wollen Sie das beurteilen?"
Kloebner: "Mein Gott, ich bade ja auch nicht zum ersten Mal."
Müller-Lüdenscheid: "So?"
Kloebner: "Und nach meiner Erfahrung ist eben ein warmes
Wannenbad mit Wasser zweckmäßiger als ohne."
Müller-Lüdenscheid: "Das ist Ihre ganz persönliche Meinung,
Herr Doktor Kloebner. Aber man darf ja wohl noch anderer
Ansicht sein."
Kloebner: "Ach, was."
Müller-Lüdenscheid: "Sie können Sich in meiner Wanne eine
eigene Meinung überhaupt nicht leisten."
Kloebner: "Herr Müller-Lüdenscheidt!"
Müller-Lüdenscheid: "Herr Doktor Kloebner! Ich lasse jetzt
das Wasser ein, wenn Sie mich höflich darum bitten."
Kloebner: "Bitte."
Müller-Lüdenscheid: "Höflich."
Kloebner: "Höflich."
Müller-Lüdenscheid: "Na, also."
Müller-Lüdenscheid: "Was machen Sie da?"
Kloebner: "Ich lasse etwas kühleres Wasser ein."
Müller-Lüdenscheid: "Das ist sehr aufmerksam, aber ich hätte
doch gerne noch eine Kleinigkeit von dem heißen."
Kloebner: "Wenn ich jetzt einen Schuss von dem kalten dazunehmen könnte."
Müller-Lüdenscheid: "Das war eine Idee zu viel."
Kloebner: "Ach."
Müller-Lüdenscheid: "Ich glaube, noch ein paar Tropfen
heißes und man könnte sich einigen. Geht es so?"
Kloebner: "Oh, ja. Vielen Dank."
Müller-Lüdenscheid: "Oh, bitte sehr. Die Ente bleibt draußen."
Kloebner: "Herr Müller-Lüdenscheidt!"
Müller-Lüdenscheid: "Die Ente bleibt draußen!"
Kloebner: "Herr Müller-Lüdenscheidt, ich bade immer mit dieser Ente."
Müller-Lüdenscheid: "Nicht mit mir."
Kloebner: "Ich kenne Sie ja erst seit heute."
Müller-Lüdenscheid: "Wenn Sie die Ente hereinlassen, lasse
ich das Wasser heraus."
Kloebner: "Das sind wohl die Erpressermethoden Ihrer Gangsterfirma."
Müller-Lüdenscheid: "Herr Doktor Kloebner!"
Kloebner: "Herr Müller-Lüdenscheidt!"
Müller-Lüdenscheid: "Akademiker wollen Sie sein? Ha."
Kloebner: "Also, was ist jetzt?"
Müller-Lüdenscheid: "Ich lasse das Wasser heraus, wenn Sie
die Ente hereinlassen."
Kloebner: "Ich nehme meine Ente herein."
Müller-Lüdenscheid: "Wo ist der Stöpsel?"
Kloebner: "Sie sitzen drauf." Wissen Sie eigentlich, dass
viele Menschen überhaupt kein Bad besitzen?"
Müller-Lüdenscheid: "Ach, Sozi sind Sie wohl auch noch?"
Kloebner: "Herr Müller-Lüdenscheidt!"
Müller-Lüdenscheid: "Herr Doktor Kloebner! Also lassen Sie
die Ente in Gottes Namen herein."
Kloebner: "Nein, mit Ihnen teilt meine Ente das Wasser nicht."
Müller-Lüdenscheid: "Sie lassen sofort die Ente zu Wasser!"
Kloebner: "Ich denke nicht daran."
Müller-Lüdenscheid: "Dann tauche ich jetzt so lange, bis Sie
die Ente zu Wasser lassen."
Kloebner: "Bitte sehr…"
Müller-Lüdenscheid: "Es ist mir ernst! Ich zähle bis drei.
Eins, zwei, drei… Hmmmmm….."
Kloebner: "Da sind Sie ja schon wieder."
Müller-Lüdenscheid: "Jawohl."
Kloebner: "Passen Sie mal auf!"
Müller-Lüdenscheid: "Herr Doktor Kloebner? Hören Sie? Wenn
Sie nicht sofort auftauchen, verlasse ich die Wanne. Die
Luft anhalten kann jeder."
Kloebner: "Was sagen Sie nun?"
Müller-Lüdenscheid: "Sie langweilen mich."
Kloebner: "Aber ich kann länger als Sie."
Müller-Lüdenscheid: "Es gibt Wichtigeres im Leben."
Kloebner: "Was denn?"
Müller-Lüdenscheid: "Ehrlichkeit, Toleranz…"
Kloebner: "Ja…"
Müller-Lüdenscheid: "Mut, Anstand…"
Kloebner: "Ja… Ja…"
Müller-Lüdenscheid: "Hilfsbereitschaft…"
Kloebner: "Ja…"
Müller-Lüdenscheid: "Tüchtigkeit, Zähigkeit…"
Kloebner: "Ja…"
Müller-Lüdenscheid: "Sauberkeit…"
Kloebner: "Aber ich kann länger als Sie."
Müller-Lüdenscheid: "Es kommt auf den Charakter an."
Kloebner: "Aber ich kann länger als Sie."
Müller-Lüdenscheid: "Und das glaube ich ihnen nicht."
Kloebner: "Dann tauchen wir jetzt gleichzeitig."
Müller-Lüdenscheid: "Wie Sie wünschen."
Kloebner: "Dann werden wir's ja sehen."
Müller-Lüdenscheid: "Das werden wir sehen."
Kloebner: "Ich habe schon ganz verschrumpelte Finger."
Müller-Lüdenscheid: "Ich auch."
Kloebner: "Also. Eins, zwei…"
Müller-Lüdenscheid: "Drei… Hmmmmm…."
Stimme: "Ist hier jemand? Hallo? Entschuldigen Sie, ist das hier Zimmer 107?"


http://ana.ch/words/archive/?id=5328

-- = -- -- = -- -- = --

a n a . w o r d s
aus dem hellblauen salon

words@ana.ch
http://ana.ch/words/
ana.txt
seite 444

reicht ana.words weiter!

vragen & kommentare & texte, die
ihr davon findet, sie seien es wert,
dass es die ganze welt erfaehrt, oder
mindestens die redaktion, dann
mailto:words@ana.ch

du willst auch? immer mehr?
dann abonnier auch du ana.words:
http://ana.ch/txt/444

hast du genug? immer weniger?
dann bestell doch nicht ana.words ab:
http://ana.ch/txt/444

0 Comments:

Post a Comment

<< Home