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Wednesday, May 09, 2007

ana.words, ihr waehlt, wir lesen

neuer versuch

zur wiederbelebung des lesezirkels!

was willst du lesen?

auswahl treffen, angekreuzt zurueckschicken

so bald als moeglich

alles weitere folgt

fuer die interessierten

(und wohl wirklich nur fuer lesers):

ein paar infos zu den buechern

sind weiter unten zu finden

[] picknick am wegesrand (arkadi und boris strugazki)

[] die pest (albert camus)

[] heute waer ich mir lieber nicht begegnet. (herta mueller)

[] es ist spaet, ich kann nicht atmen. ein naechtlicher bericht (mario wirz)

[] heute koennte ein gluecklicher tag sein (xaver bayer)

[] kosmetik des boesen (amelie nothomb)

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picknick am wegesrand:

verfilmung als stalker von andrej tarkovskiy, 1979

nach einem kurzen besuch außerirdischer, sind die gegenden,

wo sie gelandet sind voll seltsamer, meist absolut tödlicher

seltsamkeiten. diese stellen werden bald allgemein "zonen"

genannt und erforscht. die dort unter menschenopfern

geborgenen gegenstände entziehen sich aber jedem

verständnis. einige, "schatzgräber" genannte männer holen

illegal gegenstände aus der zone um sie auf dem schwarzmarkt

zu verkaufen. roderic schuchart war einer von ihnen,

arbeitet jetzt aber für das offizielle wissenschaftliche

institut. als er eines tages mit dem von ihm verehrten

wissenschaftler kirill ein besonders wertvolles artefakt

raus holt, stirbt dieser bald danach. roderic kehrt dem

institut den rücken und betätigt sich wieder als

schatzgräber. eines nachts verletzt sich ein kollege von ihm

schwer und verspricht ihm, die lage einer

geheimnisumwitterten kugel zu verraten, wenn er ihm aus der

zone raus schafft. die kugel soll jeglichen wunsch

erfüllen...

die pest:

die pest, totgeglaubt, hat im jahr 194' in oran einzug

gehalten. als feststeht, daß es sich tatsächlich um diese

höchst ansteckende seuche handelt, wird die stadt von der

außenwelt abgeriegelt, wachposten sorgen dafür, daß niemand

die krankheit in die restliche welt trägt...

heute waer ich mir lieber nicht begegnet:

dieses buch erzählt die geschichte einer jungen frau, die

regelmäßig zum verhör beim geheimdienst bestellt wird. auf

dem weg dorthin, während der fahrt mit der straßenbahn,

lässt sie ihr leben an sich vorüberziehen. sie denkt zurück

an ihre kindheit auf dem dorf, an ihre beziehung zum vater

und an die ehe mit dem sohn jenes mannes, der für die

deportation ihrer großeltern verantwortlich war. an diesem

tag hält der fahrer an der haltestelle, an der sie

aussteigen muss nicht an. und so geht sie zum ersten mal

nicht zum verhör...

es ist spaet, ich kann nicht atmen. ein naechtlicher bericht:

ein düsterer bericht, die nacht eines hiv-positiven, der

abrechnet mit sich und seinem bisherigen leben, mit den

menschen in den häusern hinter den gartenzwergen im kleinen

hessischen frankenberg, wo mario aufgewachsen ist. es ist

eine schilderung der kränkungen, die er erlitten hat als

uneheliches kind ohne vater, als schwuler, als positiver. es

ist ein virtuoses und viel gelobtes eingeständnis seiner

einsamkeit und todesangst. nur die schwule presse ging auf

abstand, "magnus" etwa erblickte das "vollkommene schwule

lamento, ein dokument schwulen selbsthasses" – und übersah

die kraft, die zwischen den tragischen zeilen aufglomm, weil

sich hier einer ohne rücksicht auf sich selbst seinen

gefühlen stellte."man wünschte sich moderne homosexuelle

einfach emanzipiert, selbstbewusst, klar", sagt mario. "aber

es wäre töricht, dieses wichtige konzept fundamentalistisch

zu nehmen und alle anderen wahrheiten wie düsternis und

ambivalenz auszublenden, nur weil sie nicht in unser bild

von uns passen."

heute koennte ein gluecklicher tag sein:

der junge mann kann einem leid tun: da sitzt er in seiner

wohnung und langweilt sich, weil sein körper alle festigkeit

zu verlieren scheint, während die einrichtungsgegenstände

bedrohlich näherrücken. sogar das geräusch der spülmaschine

tut weh. in diesem moment tut er das einzig richtige: er

zieht seine jacke an und geht. ihm auf die straße und später

auf eine party folgend, wird dem leser allerdings klar, dass

dem jungen mann so leicht nicht zu helfen ist. denn noch

mehr als an seinen hingetrödelten tagen leidet der erzähler

an der sprach- und empfindungslosigkeit seiner umgebung.

ob er sich von der liebe überfordert fühle, fragt ihn eine

bekannte, und er antwortet: "nein. ja. ich weiß nicht. ich

fühle mich eher gar nicht angesprochen, so, als könnte es

unter gar keinen umständen ich sein, der da gemeint ist."

es könnten glückliche tage sein, würde den erzähler nicht

das auseinanderdriften von imagination und realität zur

verzweiflung treiben.

kosmetik des boesen:

das ganze buch besteht nur aus einem einzigen dialog

zwischen zwei personen.

zwei männer kommen in der abflughalle eines flughafens dank

einer verspätung ins gespräch, wobei der eine dem anderen

die anfangs beiläufige unterhaltung geradezu aufdrängt. als

dem opfer selbst ein kurzfristiger gang zur toilette nichts

hilft, unterwirft er sich notgedrungen dem diktat des

dialogs, jedoch nicht ohne deutliche zeichen der ablehnung

sowohl der unterhaltung als auch des gegenübers. solange der

gesprächspartner sein eigenes leben, seine obsessionen und

seine untaten mehr oder minder freimütig schildert, erntet

er nur abweisende und sarkastische kommentare, als er jedoch

plötzlich ein eigenes verbrechen in direkte verbindung zu

seinem gesprächspartner bringt, kann sich dieser dem

gespräch auch inhaltlich nicht mehr entziehen. daraus

entwickelt sich eine so zugespitzte wie geistreiche

diskussion über schuld, die freiheit des menschen, die

abhängigkeit von gesellschaftlichen normen sowie sühne und

rache. permanent provoziert der fremde seinen partner, indem

er sämtliche regeln des menschlichen zusammenlebens aus rein

logischer sicht in frage stellt und damit auch dessen

weltbild ins wanken bringt.

http://ana.ch/words/archive/?id=4953

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